Sabine Färber-Awischus
26. September 2018

Wenn der Stuhl leer bleibt – Veränderungen durch Tod und Trauer in Suchtselbsthilfegruppen

Vom 14.-16.09.2018 fand das 5. Bundesweite Treffen der DRK-Suchtselbsthilfegruppen statt. Zahlreiche im ganzen Bundesgebiet in Selbsthilfegruppen engagierte Menschen nahmen an den Workshops teil, die am Samstag und Sonntag in der Jugendherberge in Erbach angeboten wurden. Wir stellen nach und nach die einzelnen Workshops und deren Referenten vor.

Sabine Färber-Awischus: Wenn der Stuhl leer bleibt – Veränderungen durch Tod und Trauer in Sucht-Selbsthilfegruppen

Wie gehen wir damit um, wenn Mitglieder der Selbsthilfegruppe plötzlich wegbleiben oder versterben? Wenn ihr Stuhl leer bleibt?

Wie trauern wir in der Gruppe? Wie gehen wir mit unserer Verunsicherung um, wenn Menschen unseren Gruppen auf einmal ohne Erklärung fernbleiben? Wie erinnern wir uns an Menschen, die nicht mehr da sind? Gibt es am Ende gar das Tabu, das bei »uns nicht gestorben wird«?

»Mit wenigen Mitteln kreativ eine eigene Abschiedskultur entwickeln und praktizieren.«

Der Workshop hatte das Ziel, sich an diese Fragen anzunähern, eigene Gefühle benennen zu können, die das Wegbleiben und Versterben von Gruppenmitgliedern auslösen, eigene Erfahrungen zu teilen und darauf zu schauen, wie Gruppen mit wenigen Mitteln kreativ eine eigene Abschiedskultur entwickeln und praktizieren können.

Diesen Fragen haben sich 20 Männer und Frauen, Sprecher und Gruppenmitglieder von bundesweiten Suchtselbsthilfegruppen im Workshop gestellt. Mit einer großen Bereitschaft, sich im kleinen Tagungsraum auf dieses allen bekannte und bewegende Thema einzulassen, haben die Teilnehmerinnen in Kleingruppen gemurmelt, Moderationskarten beschriftet, sich zu Bildern ausgetauscht … und vor allem aus ihren Erfahrungen erzählt.

Der Austausch über unterschiedliche Gruppenkulturen – »Ich telefoniere niemandem hinterher, das ist ein freiwilliges Kommen und Wegbleiben!«, »Ich rufe an, wenn jemand dreimal nicht in die Gruppe gekommen ist, ich fühle mich verantwortlich!« – war interessant und besonders wichtig, um die eigenen Gefühle sowie die Rolle in der und für die Gruppe für die jeweiligen GruppensprecherInnen zu klären.

Das sensible Erzählen von Abschiedsbesuchen in verschiedenen Hospizen führte zum Ausprobieren verschiedener kreativen Methoden, den nun leeren Stuhl in der Gruppenrunde zu dekorieren (Brief, Kerze, Gedenkbuch, Engel, Wutstein, Tränenstein …) oder ihn für ein Rollenspiel zunutze, in dem den Verstorbenen oder Weggebliebenen von Gruppenmitgliedern »die Meinung« gesagt werden kann; was ich an dir geschätzt habe, was ich nun vermisse, was mich wütend auf dich sein lässt etc.

Das Gruppenresumé war freundlich, die praktischen Ideen seien hilfreich und das Gespräch miteinander wohltuend.

Sabine Färber-Awischus

Referentin

Sabine Färber-Awischus, Pfarrerin am Krankenhaus Erbach, Tel. 06062-797938

Mehr zum Thema

Alle Beiträge zum 5. Bundesweiten Treffen der DRK-Suchtselbsthilfegruppen 2018 finden Sie auf unserer Übersichtsseite.