Mathias Haase von der Ambulanten Suchthilfe des Diakonischen Werkes Hanau

Der Sucht auf den Grund gehen: Traumata als Suchtursache erkennen

Hat für ein wichtiges, bislang viel zu selten wahrgenommenes Thema sensibilisiert: Mathias Haase von der Ambulanten Suchthilfe des Diakonischen Werkes Hanau. Foto: DRK Odenwaldkreis

Im Rahmen der Suchtwoche 2019 fand am 22.05.2019 im DRK Haus Erbach eine Veranstaltung zum Thema »Trauma und Sucht – die unterschätze Verbindung« statt. 50 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer folgten dem informativen Vortrag von Mathias Haase von der Ambulanten Suchthilfe des Diakonischen Werkes Hanau.

Der Begriff Trauma entstammt dem Griechischem und bedeutet »Wunde, seelische Verwundung«. Nach dem ICD 10 (International Code of Desease) handelt es sich bei einem Trauma um »kurz- oder langanhaltende Ereignisse oder Geschehnisse von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, die nahezu bei jedem eine tief greifende Verzweiflung auslösen würden.«

Wenn die Bewältigung nicht gelingt

Emotionale Reaktionen auf die Geschehnisse sind Angst, Schrecken, Hilflosigkeit, Sprachlosigkeit, Ohnmachtsgefühle und/oder Ausgeliefertsein. Als Beispiele für traumatische Ereignisse nannte der Referent sexuellen, körperlichen oder seelischen Missbrauch, Unfälle, plötzliche Verluste, Terroranschläge, plötzliche Diagnosen (Krebs) und viele mehr.

Traumatische Ereignisse gehören zu den Geschehnissen mit dem höchsten seelischen Belastungsgrad. Diese Erlebnisse werden endgültig dann zum Trauma, wenn die Bewältigung der äußeren Bedrohung durch Kampf oder Flucht nicht gelingt. Das Trauma wird innerlich »eingefroren«, d. h. der Mensch tritt innerlich weg. Traumatische Geschehnisse können zu Traumafolgeerkrankungen führen.

Sowohl Betroffene als auch Personen, die sich fachlich mit dem Thema auseinandersetzen, folgten dem Vortrag.

Der Sucht auf den Grund gehen

Haase schilderte anschaulich am Beispiel eines seiner Klienten, dass dessen Alkoholsucht nicht als primäres Problem angesehen werden konnte, sondern die Folge eines traumatischen Erlebnisses darstellte. Dass dieser Zusammenhang bislang nur vereinzelt wahrgenommen wird, hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Dauer und Wirksamkeit der Behandlung – sowie auf die Rückfallquote. Es gelte, die Ursache anzugehen, nicht allein das Symptom.

Eine gleichzeitige Behandlung von Sucht und Trauma, eine integrierte Trauma- und Suchttherapie kann also unter den gegebenen Umständen erfolgsversprechend sein. Leider gibt es derzeit nur wenige Angebote in Hessen, die diesen Zusammenhang erkannt haben und entsprechend anbieten.

Wir freuen uns, dass wir im Rahmen der bundesweiten Suchtwoche mit dieser Veranstaltung für die Wechselwirkung von Traumata und Sucht sensibilisieren konnten.

Kontakt

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie gerne direkt beim Referenten:

Mathias Haase
Dipl.-Sozialpädagoge
Sozialtherapeut Schwerpunkt Sucht, VDR
EMDR-Therapeut/Coach
Ambulante Suchthilfe des Diakonischen Werkes Hanau-Main-Kinzig
Marie-Curie-Straße 1
63457 Hanau
Tel.: 06181-923400
E-Mail: suchthilfe.dwh@ekkw.de

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Diese Veranstaltung wurde unterstützt durch die AOK Hessen.

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