Weihnachten? Ja, da kommen viele Erinnerungen hoch. Ich erinnere mich an meine Kindheit, Weihnachten hatte ich mich immer krank gestellt, weil ich scheinbar schon damals nicht mit all meinen Gefühlen umgehen konnte. Ich glaube, mit zwölf, dreizehn Jahren kam ich dahinter, dass es mit dem Eierlikör aus der Vorratskammer leichter und besser zu ertragen ist.
Alle diese Weihnachten, alle diese Jahrzehnte, alles immer nur im Suff erlebt.
Heute ist Weihnacht – und die Vorweihnachtszeit ein Wunder für mich. Es ist nun vier Jahre her, dass ich trocken bin. Heute kann ich Gefühlen freien Raum geben – auch den negativen, von denen es so viele gibt. Dann, wenn ich an die Weihnachten mit meinen Kindern zurückdenke. Die, die ich im Koma auf dem Sofa verbrachte.
Das ist Vergangenheit und nicht mehr zu ändern! Heute kann ich über Weihnachtsmärkte gehen, ohne Gier nach Alkohol. Gut, es stört mich schon, diesen Glühwein zu riechen, aber ich gönne ihn den anderen. Ich brauche das nicht mehr!
Ich erfreue mich stattdessen an all den Lichtern. So, als hätte ich sie vormals nie gesehen. Ich genieße es, mir abends eine Kerze anzuzünden und innezuhalten, im Hier und im Jetzt, nüchtern!
Ich habe aber nicht vergessen, wie es ist, an Heiligabend alleine zu sein. Alleine, nachdem alles zerbrochen und zerstört ist!
Ich weiß, dass es vielen Menschen jetzt zu diesem Weihnachtsfest ebenso ergeht wie mir damals. Eine Frage muss aber erlaubt sein, muss sich jeder stellen: Wurde es je besser mit dem Alkohol? Oder ist es nicht viel eher so, dass mit jedem Schluck alles noch viel schlimmer wurde?
Ich wünsche mir zu Weihnachten, dass noch viele andere den Absprung schaffen können. Glaubt mir – es lohnt sich!
Euch allen ein frohes Fest und viel Kraft in 2017!
Eure Klara B.*
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* Name auf Wunsch von der Redaktion geändert.