Kaufsucht

Wenn das Einkaufen zum Problem wird! (Foto: Shopping © jonasginter / Fotolia.com)

Kaufen kann doch keine Sucht sein, oder?

Tatsächlich kann Kaufen Suchtcharakter bekommen und für Betroffene zum großen Problem werden, wenn der innere Zwang, kaufen zu müssen, und die ständige Wiederholung der Kaufhandlung überwiegen. Das Phänomen der Kaufsucht wurde bereits 1909 beschrieben. Kaufzwang, auch Kaufwahn, Kaufrausch oder pathologisches Kaufen genannt, ist eine psychische Störung bei Konsumenten, die sich als zwanghaftes, episodisches Kaufen von Waren äußert.

Kaufzwang wird ähnlich wie pathologisches Spielen oder der Arbeitszwang nicht als eigenständige Krankheit gesehen, sondern zu den »nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten« oder zu den Zwangsstörungen gerechnet.

Eine Störung der Impulskontrolle liegt dem Kaufzwang zugrunde. Dem Kauf geht häufig ein Gefühl starker Erregung oder Spannung voraus, gefolgt von tiefer Befriedigung und Glück. Es geht den Betroffenen um den Akt des Kaufens, nicht um das Gekaufte. Die Sinnlosigkeit des Handelns ist den Kaufsüchtigen klar. Willensanstrengungen (»Zusammenreißen«) helfen gleichwohl nicht. Wird der/die Betroffene an der Kaufhandlung gehindert, kommt es zu Entzugserscheinungen. Meist wird eine bestimmte Warengruppe (z. B. Schuhe) bevorzugt.

Die weit über den Bedarf hinaus gekauften Gegenstände werden oft unausgepackt in der Wohnung gelagert oder gar weggeworfen.

Die Probleme liegen tiefer

In vielen Fällen liegen tiefer verwurzelte Probleme zugrunde, die sich bei Betroffenen in unkontrolliertem Kaufen von Waren und Dienstleistungen äußert. Oft sind es aber auch besondere Schlüsselereignisse wie persönliche Schicksalsschläge, die Menschen aus der Bahn werfen und in eine Kaufsucht treiben. Was alle Patienten vereint, sind belastende Gedanken und Gefühle, Frustration oder Einsamkeit, die durch den Erwerb von Konsumgütern verdrängt werden sollen. Zwanghaftes Kaufen und Horten kann auch im Zusammenhang mit dem Messie-Syndrom auftreten.

Nach längerem Verlauf treten Ängste, Schuldgefühle und Depressionen hinzu, die durch die unweigerlich eintretenden finanziellen Probleme verschärft werden. Aus einem jahrelang anhaltenden Kaufzwang entstehen oft verheerende Folgen: Überschuldung oder Insolvenz, sozialer Rückzug und Sammelwut, teilweise wird sogar der Weg in die Kriminalität eingeschlagen.

Nur du kannst es schaffen, aber du schaffst es nicht alleine!

In Deutschland waren einer Studie zufolge 5 % der erwachsenen Bevölkerung in den westdeutschen und ca. 1 % der Bevölkerung in den ostdeutschen Bundesländern »stark kaufsuchtgefährdet«. In Deutschland ist Kaufzwang bislang nicht als eigenständige Krankheit anerkannt; die am häufigsten gewählte Behandlungsmethode ist, einer Selbsthilfegruppe beizutreten, wo man von ehemalig Betroffenen beraten, betreut und verstanden wird. Die Behandlung basiert in der Regel auf Verhaltenstherapie und sozialen Hilfen

Gemeinsam arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an praktischen Dingen:

  • Wie kann ich künftig angemessen mit Geld umgehen?
  • Was tue ich, wenn mich die Kauflust doch wieder packt?

Zum Bewältigen dieser speziellen Sucht gehört beispielsweise auch, bar zu bezahlen (anstatt mit Kreditkarte) – so gibt man Geld bewusster aus.

Verständnis und Unterstützung

Die DRK-Selbsthilfegruppe wurde von zwei Betroffenen initiiert, die sie auch weiterhin unterstützen und begleiten.

Der Besuch unserer Selbsthilfegruppe wirkt einer möglichen Verstärkung des Krankheitsbildes entgegen. Wir unterstützen uns auf dem Weg durch die allgegenwärtigen Versuchungen der Konsumwelt. Wir stärken uns gegenseitig im Umgang mit unseren Problemen und finden so zurück zu mehr Eigenverantwortung, Selbstvertrauen und Standhaftigkeit.

Offen für alle

Neue Mitglieder können jederzeit ohne weitere Vorbedingungen oder Anmeldung zu uns kommen. Ehrensache: Die Inhalte der Treffen werden streng vertraulich behandelt! Teilnahme und Redebeiträge sind freiwillig.

Selbstverständlich stehen wir aber auch für ein Vorgespräch zur Verfügung, um die Angst vorm Einstieg zu erleichtern. Melden Sie sich bei Bedarf doch einfach bei uns!

Wann & Wo?

Die Treffen finden jeden zweiten Mittwoch im Monat von 18–19.30 Uhr digital im Rahmen unserer Online-Selbsthilfe statt.

Dort findest du auch eine Anleitung. Keine Sorge: Es ist ganz einfach, mit Handy oder Computer daran teilzunehmen.

Hier geht es direkt zum Gruppenraum.

 

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

Friedel

0162 2578112

selbsthilfe@drk-odenwaldkreis.de

Sonja

0170-5259038

selbsthilfe@drk-odenwaldkreis.de

Beiträge zum Thema:

© DRK
13. Juni 2018

Themenabend Kaufsucht: Kontrolle statt Verzicht

Zahlreiche Interessierte fanden sich am 12. Juni 2018 im Selbsthilfezentrum des DRK Odenwaldkreis zum Themenabend Kaufsucht ein. Sowohl die Filmvorführung als auch das anschließende Publikumsgespräch informierten über Ausprägungen, Hintergründe und Schicksale von Kaufzwängen, zeigten aber auch Hilfestellung und Umgang damit auf.

Sonja als Gast des Vortrags »Gekauftes Glück – wenn Kaufen zur Sucht wird« im DRK-Suchtselbsthilfezentrum. © ZDF – Screenshot aus der Dokumentation »Im Kaufrausch« aus der Reihe »37 Grad«.
23. April 2018

37°-Doku »Im Kaufrausch«: Kinoabend im DRK-Selbsthilfezentrum Erbach

Am 12. Juni 2018 um 18 Uhr zeigen die Selbsthilfegruppen des DRK-Odenwaldkreis in den Räumlichkeiten des DRK-Selbsthilfezentrums Erbach die Folge »Im Kaufrausch« aus der beliebten ZDF-Reihe 37°. Als Gast der Veranstaltung ist eine der Protagonistinnen des Filmbeitrags anwesend. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

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