31. Oktober 2019

Junge Selbsthilfe im Odenwald: »Immer wieder Ärger wegen Alkohol, Cannabis & Co.?«

In TIPP Nr. 52, dem Selbsthilfemagazin der Paritätischen Selbsthilfebüros, hat Claudia Ray vom Selbsthilfebüro Odenwald unsere DRK-Selbsthilfegruppe »Junge Selbsthilfe« vorgestellt. Wir veröffentlichen hier ihren Text, empfehlen aber natürlich, einen Blick ins ganze Heft (kostenlos als PDF zum Download) mit dem Thema »Methoden und Kommunikation in der Selbsthilfe« zu werfen.

Seit Herbst 2016 findet in Kooperation mit dem Erbacher Suchthilfezentrum des DRK Odenwaldkreis ein Suchtselbsthilfegruppenangebot für junge Erwachsene im Alter von 18 bis 27 Jahren statt. Einmal pro Woche treffen sich die jungen Menschen unter fachlicher Begleitung von Diplom-Sozialarbeiter Jürgen Brilmayer. Damit unterscheidet sich diese Selbsthilfegruppe von üblichen Gruppenformen. Die jungen Mitglieder nehmen regelmäßig an den Treffen teil und immer wieder kommen auch neue Mitglieder hinzu.

Netzwerk rund um Suchtselbsthilfe

Grundlage für den Erfolg ist das bestehende Netzwerk rund um die junge Suchtselbsthilfe, welches Betroffene zur Teilnahme motiviert und u. a. aus den Mitarbeitenden der regionalen Suchtberatungsstellen, der Bewährungshilfe, der Jugendpflege und Einrichtungen der Jugendhilfe, dem Amtsgericht sowie den bisherigen Teilnehmenden der Suchtselbsthilfegruppe besteht.

Warum ist eine professionelle Begleitung notwendig?

Die junge Selbsthilfe weist besondere altersbedingte Merkmale auf. So haben junge Menschen meistens noch wenig bis keine Erfahrungen mit und keine Kenntnisse über Selbsthilfegruppenarbeit. Mit dem Anspruch der Übernahme eigener Verantwortung für das Gruppengeschehen und die selbstständige Organisation verbindlicher Gruppentreffen sind sie in aller Regel, insbesondere bei eigener Suchtabhängigkeit, deutlich überfordert. Jedoch sind sie neugierig und wollen für sich selbst die Bedeutung und die Bedingungen für eine Teilnahme ausloten.

Eine Begleitung bietet jungen Menschen eine klare Orientierung und einen verlässlichen Rahmen im Gruppenprozess. Ein verbindlicher Ansprechpartner und Organisator behält den roten Faden sowie die Teilnehmenden mit ihren Bedürfnissen im Blick. Junge Abhängige werden ihren eigenen Ressourcen entsprechend behutsam und ohne Druck in das Gruppengeschehen eingeführt und unterstützt. Darüber hinaus hat die Begleitung die Aufgabe zu motivieren, Fragen zu stellen und darauf zu achten, dass alle Teilnehmenden ausreichend Möglichkeiten haben, über sich und ihre Anliegen zu sprechen und wertschätzende Rückmeldungen zu bekommen. Selbstverständlich unterliegt die Begleitperson der Verschwiegenheitspflicht.

Ziele für junge Teilnehmende

Nach dem Prinzip »Hilfe zur Selbsthilfe« werden die jungen Menschen in ihrem Verantwortungsbewusstsein gestärkt und können ihr Bewusstsein für ihre aktuelle Lebenssituation und ihr soziales Umfeld schärfen. Ihre persönliche Situation, die gekennzeichnet ist durch Unsicherheit, Scheu, Scham, Enttäuschung und Misstrauen, erlaubt es oft nur durch geduldigen Zuspruch und bedingungslose Zugewandtheit, dass sie neue Perspektiven entwickeln. Die Impulse für eine Konsumveränderung können vom kontrollierten Konsum bis zur Abstinenz reichen.

Wichtig dabei ist, dass der neue Weg für die jungen Menschen gangbar ist. Der unmittelbare Nutzen liegt für sie darin, einen geschützten Raum für einen offenen Austausch zu haben, der bei einem sensiblen Thema wie illegalem Drogenkonsum besonders wichtig ist. Durch das Feedback der anderen Betroffenen und der Begleitperson erhalten sie nützliche Anregungen für eine Konsumveränderung. Zentral ist dabei die Sensibilisierung für Risiken und Gefahren des Drogenkonsums für sich und andere.

Hier wird auch der Nutzen sozialer Netzwerke sichtbar: Wer gibt mir Halt? An wen kann ich mich wenden? Wer fördert mich? Die Gruppe bietet hier eine wertvolle Möglichkeit des Erfahrungsaustausches. Oft ist der Wille der Betroffenen da, etwas zu unternehmen und einen gangbaren Weg aus dem fatalen Kreislauf des Drogenkonsums zu finden.

Die Teilnahme an der Suchtselbsthilfegruppe ist kostenlos und freiwillig. Eine regelmäßige Teilnahme ist empfehlenswert, aber nicht verpflichtend. Abstinenz ist keine Voraussetzung für die Teilnahme.

Wann & Wo?

Jeden Montag von 17:30 Uhr bis 19:00 Uhr

Selbsthilfezentrum des DRK Odenwaldkreis e.V.
Bahnstraße 43 (ehemaliges VHS Gebäude, Eingang Poststraße)
64711 Erbach

 

Kontakt

Jürgen Brilmayer

06062 608883 (AB) und 0162-2578112

selbsthilfe@drk-odenwaldkreis.de

TIPP 52: Methoden und Kommunikation in der Selbsthilfe. Das Selbsthilfemagazin der Paritätischen Selbsthilfebüros gibt es als kostenlosen Download.